Männerfeld: Sieger Piotr Lisek will im kommenden Jahr auf jeden Fall wiederkommen.
Es geht auch ohne Björn Otto ganz gut. Jedenfalls sportlich. Der Pole Piotr Lisek entschied das 33. Internationale Recklinghäuser Marktplatzspringen für sich. Zwar nicht mit einem Rekord, aber mit einer Höhe von sehr guten 5,64 m.
Wenn auch nicht als Starter, so war der Olympia-Zweite und Rekordhalter auf dem Marktplatz dennoch der wohl gefragteste Mann. Björn Otto, der nach einem Achillessehnenanriss noch nicht fit genug für Wettkämpfe ist, kam wenigstens als Zuschauer nach Recklinghausen — und wurde gleich eingespannt: Bei den Frauen durfte er die Siegerehrung vornehmen, als Tribünengast Autogramm um Autogramm schreiben und für Fotos posieren.
Nebenbei sah er einen lange Zeit spannenden Wettkampf. Keine Probleme mit der schwierig zu springenden Stabhochsprunganlage hatte der Finne Viktor Östmann bei seiner Einstiegshöhe von 5,04 m, mehr Probleme hatten da Florian Gaul, Michel Frauen und Alexander Straub.
Bei 5,14 m stieg der Weltmeister von 2005, Rens Blom aus den Niederlanden, in den Wettbewerb ein und schaffte die Höhe locker im ersten Versuch. Ebenso wie Michel Frauen und Florian Gaul. Alexander Straub riss in seinem ersten Versuch und pokerte: Die beiden nächsten wollte er sich für die nächste Höhe aufbewahren. Doch er hatte sich verzockt: 5,24 m waren zweimal zu hoch für ihn — ausgeschieden. Ebenso erging es Gaul, der die 5,24 m auch nicht schaffte. Ganz anders Piotr Lisek, Przemyslaw Czerwinski, Marvin Caspari und Tom Konrad, die bei dieser Höhe einstiegen. Sie überquerten die Latte jeweils im ersten Versuch. Mehr Mühe hatte der Finne Viktor Östmann, der drei Anläufe brauchte. Kein Wunder allerdings, denn die 5,24 m bedeuteten für ihn eine persönliche Bestleistung. Bislang standen bei ihm „nur“ 5,20 m zu Buche.
Lisek und Czerwinski wussten nun, wo sie standen und legten bei 5,34 m ein Päuschen ein. Blom und Caspari quälten sich über drei Versuche, Konrad brauchte nur zwei, Frauen und Östmann mussten die Segel streichen.
„Gewöhnungsbedürftig“, nannte Frauen die Veranstaltung auf dem Altstadtmarkt, „aber es ist eine Herausforderung und macht richtig Spaß.“ Bei der nächsten Höhe lichtete sich das Feld dann gewaltig. Um nicht zu sagen: Piotr Lisek blieb als einziger Springer übrig. Haushoch überquerte er die Latte. Nach viel Luft zwischen Latte und Körper sah es auch beim zweiten Versuch von Marvin Caspari aus. Doch als die Zuschauer schon Beifall klatschten, fiel die Latte doch noch wie von Geisterhand.
„Der Sprung war sehr, sehr gut“, sagte er nachher, „im dritten Versuch habe ich dann einen Stab genommen, den ich noch nie zuvor in der Hand hatte. Ich bin wohl zu engagiert losgelaufen, da passten hinten heraus die Schritte nicht mehr.“
Engagement zeigte auch Piotr Lisek. Mit 5,44 m wollte er sich als Sieger nicht zufriedengeben und ließ gleich 5,64 m auflegen. Der erste Sprung war ein klarer Fehlversuch, im zweiten hatte er die Höhe, aber die Weite fehlte. Im dritten berührte er wieder mit der Brust die Latte. Die hüpfte wie wild auf den Aufliegern, blieb aber liegen. Die 5,74 m, die er dann auflegen ließ, waren aber gestern noch zu hoch für ihn.
„Mit meiner Leistung“, gestand er später selbstkritisch ein, „bin ich nicht zufrieden. Aber das Publikum hier ist sehr gut, es hat mich getragen. Ich würde im nächsten Jahr gern wiederkommen und eine bessere Leistung zeigen.“
Von „Möchten“ kann eigentlich keine Rede sein, denn als Sieger soll er seinen Titel verteidigen.
(Quelle: Medienhaus Bauer von Peter Koopmann)