Männerkonkurrenz: Zum Rekord reicht es diesmal aber nicht ganz – 5,74 m zum Sieg.
Das 32. Internationale Recklinghäuser Marktplatzspringen – es wurde zur Einmann-Show von Björn Otto, dem Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele 2012 von London.
Als die Konkurrenz ihre Stäbe schon eingepackt hatte, packte vor rund 2000 Zuschauern auf dem Recklinghäuser Altstadtmarkt der für den ASV Köln startende Athlet seine erst aus. Organisator Hans Timmermann hatte ganz und gar auf den Vize-Welt- und -Europameister gesetzt, so fehlten im Teilnehmerfeld „echte“ Herausforderer.
Zumal am Vortag auch noch der Niederländer Rens Blom, Weltmeister von 2005, wegen einer Achillessehnenverletzung abgesagt hatte.
Dafür hatte Blom zwei Nachwuchsspringer aus seinem Heimatland entsendet: Timo de Water schaffte noch die Einstiegshöhe von 4,84 m, dann musste er passen. Rutger Koppelar leistete sich bei seiner Einstiegshöhe von 5,04 m einen „Salto nullo“. Ebenso wie Carlo Paech (SV Hohen Neuendorf), der bei 5,24 m in den Wettkampf einsteigen wollte.
Blieben als Konkurrenten noch der Schwede Melker Svard Jensen, der Niederländer Cyriel Verberne, der im vergangenen Jahr auf Platz zwei gesprungen war, sowie der Leverkusener Marvin Caspari. 5,14 m hatten sie alle drei schon überquert. Wie seine beiden vorangegangenen Sprünge schaffte der Leverkusener auch die 5,24 m im ersten Versuch, Verberne und Jacobsson ließen aus, Paech unterliefen, wie bereits erwähnt, drei Fehlversuche.
Bei 5,34 m war für Jacobsson Endstation. Verberne bewältigte sie mit Mühe im dritten Versuch, zehn Zentimeter höher schaffte er es aber auch nicht.
Nun sollte der Auftritt des Björn Otto kommen. 5,54 m hatte er sich als Einstieg ausgesucht und startete gleich mit einem riesigen Satz über die Höhe und stand somit nach einem einzigen Sprung bereits als Sieger fest. 5,64 m ließ er aus, machte gleich mit 5,74 m weiter. Hier lief es nicht so flüssig. Drei Anläufe benötigte er diesmal, dann war auch das erledigt.
Doch der 35-Jährige, der seit April in Mülheim seinen Flugschein für Verkehrsmaschinen macht, wollte mehr. Mit 5,83 m hatte er im vergangenen Jahr einen Marktplatzrekord aufgestellt, ein Zentimeter mehr sollte es diesmal sein. Zweimal versuchte er sich vergeblich, dann schraubten Helfer an einer Stelze des Anleufsteges herum.
„Ich dachte erst, es hätte an mir gelegen“, sagte Otto nachher, „doch in der Tat hat eine Stelle der Bahn ein wenig nachgegeben. Bei meinem letzten Versuch war dann alles in Ordnung.“ Doch das sollte ihm nicht mehr helfen, ein neuer Marktplatzrekord wollte nicht fallen.
“Und selbst nach der Siegerehrung sollte die Otto-Show noch kein Ende haben: Erinnerungsfoto hier, Erinnerungsfoto dort, noch ein paar Autogramme. Spätestens hier zeigte sich, dass Timmermanns Entscheidung, voll auf die Karte Otto zu setzen, nicht die falscheste gewesen war, denn er war der umjubelte, gefeierte Star zum Anfassen und genoss seine Rolle in vollen Zügen.
Auch wenn er später, als er Trubel mehr oder weniger abgeebbt war, leise eingestand: „Ein bisschen doof ist das schon, so alleine zu springen“.