Neuer Rekord im Regen.
Unglücklicher hätte ein Marktplatzspringen nicht beginnen können, glücklicher hätte es nicht enden können – die 31. Auflage des „Recklinghäuser Marktplatzspringens“ bot alles, was das Herz begehrte – und was es gar nicht brauchen konnte.
Hatte am Vormittag und Mittag noch die Sonne geschienen, verfinsterte die sich, als das Feld der Springerinnen antrat. Marita Schulte vom RLC Recklinghausen versuchte sich erfolgreich über 3,50 m und weniger erfolgreicher über 3,70 m, die Sprünge der Athletinnen bis 4,20 m verliefen ebenfalls ohne Zwischenfall, doch dann setzte der große Regen ein. Organisator Hans Timmermann dachte mittlerweile schon an Abbruch, als die Athletinnen sich kurz vor 17 Uhr entschlossen, weiterzumachen. Und genau diese 4,20 m waren die Höhe, die die Spreu vom Weizen trennte. Lediglich die Norwegerin Cathrine Larsåsen und die Belgierin Fanny Smets schafften die Höhe und teilten sich schließlich mit 4,30 m den Sieg.
Und wo blieb Titelverteidigerin und Marktplatzrekordhalterin Martina Strutz vom SC Neubrandenburg? Sie war da, sie machte sich warm, sie lief sich ein. Doch dann musste sie bedauerlicherweise absagen. „Ich bin todtraurig“, meinte sie, „aber nachdem ich schon in der Hallensaison Probleme mit den Füßen hatte, spüre ich jetzt beim Einlaufen die ganze Zeit die Achillessehne. Und da in dieser Saison mit den Deutschen Meisterschaften, den Europameisterschaften und den Olympischen Spielen noch einige Höhepunkte vor mir liegen, will ich kein Risiko eingehen.“ Eine Erklärung, die bei den Besuchern auf Verständnis stieß.
Mal stärker, mal weniger stark tröpfelte es auch, als die Männer antraten. Ein rutschiger Anlaufsteg mag vielleicht noch zu tolerieren sein, doch wenn nasse Hände am nassen Stab abrutschen, kann es schnell fatale Folgen haben. Die Erfahrungen hatten am vergangenen Wochenende Hendrik Gruber und Björn Otto in Shanghai gemacht. Von dort waren übrigens die beiden Springer zurückgekommen, nicht aber ihre Stäbe, so dass beide mit geliehenem Arbeitsgerät an den Start gehen mussten.
Und Björn Otto machte aus dem 31. Marktplatzspringen eine Ein-Mann-Show – zum Schluss jedenfalls, als die Konkurrenz, die beileibe nicht schlecht war, schon die Waffen hatte strecken müssen. Bei 5,43 m startete Otto seinen ersten Versuch. Ein Versuch, der den Eindruck vermittelte, zwischen Latte und Athlet läge noch ein Meter Luft. Hier hatte er noch Jorn Bakker aus den Niederlanden, Daniel Clemens und den Niederländer Cyriel Verberne als Kontrahenten. Bakker musste bei 5,43 passen, Clemens sprang sie im dritten Versuch, auch Verberne hinterließ einen guten Eindruck. 5,53 m ließ Otto aus, bei 5,63 m hatte er den ganzen Marktplatz für sich allein. Der erste Versuch saß, wenn auch ganz knapp.
Dann ging’s gleich richtig hoch: 20 Zentimeter mehr, einen Zentimeter höher als der bestehende Rekord des Südafrikaners Okkert Brits aus dem Jahre 2000. Im ersten Versuch hebelte der Dormagener die Latte von unten aus – Stab zu weich. Im zweiten Versuch lief er durch, im dritten nahm der 34-Jährige die Höhe souverän.
Und nun trieb er es ganz doll: Gegen den Willen von Bundestrainer Jörn Elberding und Manager Marc Osenberg ließ er 6,01 m auflegen. Nur ein Scherz? Er wolle einen anderen Stab testen, gab Otto zurück. Und der erste Versuch sah gar nicht einmal schlecht aus. Beim zweiten lief er durch und ließ den dritten weg. Mehr wäre bei dem miesen Wetter auch zu viel gewesen.
(Quelle: Medienhaus Bauer von Peter Koopmann)